Schützenwesen

Schützenausmarsch, Bruchmeister, Schützensenator*in, Zapfenstreich? Begriffe, die jedes Jahr wieder auftauchen… spätestens dann weiß man, das Schützenfest naht.

Was man alles wissen muss, um mitreden zu können – hier ein paar Hintergrundfakten!

Bruchmeister

Seit 1303 sind die „Magistris discipline“ (Ordnungsherren) in den Schriften der Landeshauptstadt Hannover zu finden. Als städtische Beamte waren sie seit jeher für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei Festlichkeiten und repräsentativen Aufgaben verantwortlich. Seit dem 14. Jahrhundert ist genau festgeschrieben, welche Eigenschaften ein Hannoveraner erfüllen muss, um Bruchmeister zu werden: „Ledig, unbescholten, von gutem Leumund und Charakter“ müssen sie sein und außerdem einem der hannoverschen Schützenvereine angehören.

Kleiderordnung

Während die Schütz*innen viele Jahre in ziviler Kleidung antraten, entstand im Jahr 1837 eine neue Schützenordnung, die es ihnen gestattete, auch in gleichmäßig gekleideten Gruppen aufzutreten. Deshalb gilt dieses Jahr zeitgleich als Geburtsstunde der Schützenvereine, weil sich so verschiedene Vereinigungen von Schütz*innen aus gleichen Stadtteilen bildeten.

Schützenausmarsch

Traditionell am ersten Sonntag des Festes ziehen die Schütz*innen auf einer rund 3,5 Kilometer langen Strecke durch die Innenstadt zum Festplatz. Der Festzug hat eine Länge von stolzen 10 Kilometern. Mehr als 12.000 Teilnehmer*innen sind dabei, rund 5.000 Schütz*innen sowie Musiktreibende nehmen teil. Über 50 Festwagen und rund 100 Kapellen und Spielmannszüge aus ganz Deutschland (und teils aus dem Ausland) vervollständigen das beeindruckende Bild. Jährlich kommen rund 120.000 Zuschauer*innen. Der NDR überträgt das Spektakel jedes Jahr live im Fernsehen.

Schützensenator*in

Nach über 70 Jahren ohne Schützensenator*in auf dem Hannoverschen Schützenfest, wurde 2016 dieses ehrwürdige Amt wieder besetzt. Der Niedersächsische Ministerpräsident und Schützenfest-Freund Stephan Weil wurde am 1. Juli zum Schützensenator ernannt und stand in dieser Funktion ein Jahr lang repräsentativ für das Fest.
Dass das Amt durch eine*n Politiker*in bekleidet wird, ist übrigens überaus passend. Schon im 15. Jahrhundert wurde die Bezeichnung „Senator“ im hannoverschen Raum für städtische Politiker verwendet. Hunderte Jahre später fiel die Rolle des Schützensenators stets Politiker*innen zu, die sich als solches auch für die Belange der Schütz*innen eingesetzt haben.
Als erster Schützensenator des 21. Jahrhunderts erhielt Stephan Weil eine eigens angefertigte Kette, die er ein Jahr lang trug und bei der Eröffnung des Schützenfestes 2017, nach einer angemessenen Laudatio, an seinen Nachfolger Dr. Eckhard Scholz (Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen) überreichte. Auf ihn folgte im Jahr 2018 die erste Senatorin, Dr. Susanne Rohde-Breymann, von der Hochschule für Musik, Theater und Medien. Ihr Erbe trat in 2019 Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann an. In 2022 wurde dieser durch Polizeipräsident Volker Kluwe abgelöst. Staatssekretärin Sabine Tegtmeyer-Dette übernahm die ehrenvolle Aufgabe im Jahr 2023.
In dieser Funktion unterstützen die genannten Persönlichkeiten – ähnlich einer*m Schirmherr*in – ein Jahr lang repräsentativ das Fest.

Sperrstunde

Auf dem Schützenfest in Hannover gibt es keine Sperrstunde. Gefeiert wird bis in die Morgenstunden.

Standarte

Der Brauch mit den Standarten stammt aus dem Mittelalter. Damals war Hannover in vier Stadtbezirke unterteilt, die durch vier große Straßen „repräsentiert“ wurden: Köbelingerstraße, Leinstraße, Marktstraße und Osterstraße. Jeder dieser Straßen war ein Bruchmeister zugeordnet, die zur besseren Unterscheidung mit einer Fahne ausgestattet wurden. Ihr Ziel war es, die Bürger*innen bei Bränden oder Unruhen wegzuführen. Die Fahne half bei der Orientierung. Die Originale wurden während des Zweites Weltkriegs zerstört. Heute gibt es die Farben Weiß, Rot, Gelb und Grün.

Ursprung

Die erste urkundliche Erwähnung des hannoverschen Schützenwesens geht zurück ins Jahr 1468. Damals hatte sich Herzog Wilhelm der Ältere in einem Brief an den Rat über die wehrsportlichen Übungen der Hannoveraner*innen beschwert. Ihm war zu Ohren gekommen, dass die Hannoveraner*innen nach einem auf einer Stange befestigten bunten Holzpapageien schossen, wenn sie mit ihrem Landesherren in Fehde lagen. Das geschah damals noch mit Armbrüsten. Als rund 60 Jahre später die Erlaubnis zu einem jährlichen Fest der Schütz*innen erteilt wurde, hatten auch die Hannoveraner*innen bereits auf Feuerwaffen umgerüstet. Aus den sportlichen Wettkämpfen in Friedenszeiten ergab es sich sehr bald, dass die besten Schütz*innen mit Preisen und Auszeichnungen geehrt wurden.

Zapfenstreich

Nach 10 Tagen endet das Schützenfest mit dem Zapfenstreich, der an der Marktkirche stattfindet. Dazu wird um 22 Uhr symbolisch das Ende auf dem Schützenfest eingeläutet. Dort setzt sich ein großer Fackelzug, bestehend aus Bruchmeistern, Musikkapellen, Schütz*innen und einer Abordnung von Fahnenträger*innen, in Bewegung Richtung Marktkirche. In den Lichtern der Fackeln wird dort dann musikalisch der Zapfenstreich zelebriert und das Finale des Schützenfestes besiegelt.