Bruchmeister

Die Anfänge

Bereits seit 1303 sind die „Magistris discipline“ (Ordnungsherren) in den Schriften der Stadt Hannover zu finden. Als städtische Beamte sorgten sie für die Aufrechterhaltung der Ordnung bei Festlichkeiten. Verstieß jemand gegen die allgemeine Ordnung, war es ihre Aufgabe eine Rüge auszusprechen. War das Benehmen zu anstößig, so konnten sie eine Entfernung des Übeltäters aus der Stadt veranlassen. Eine Rückkehr war erst möglich, wenn sie ihn zurückriefen.

Die Bruchmeister sind bereits im ersten Bürgerbuch der Stadt Hannover erwähnt. Gysecone de Lubeke, Hermano de Rintelen, Lud Luceken und Henrico Seldenbut waren vor mehr als 700 Jahren die ersten Bruchmeister der Stadt Hannover.

Traditionelle Aufgaben

1659 waren die Bruchmeister Gäste beim Festmahl anlässlich des Schützenfestes. Mit der städtischen Schützenordnung von 1710 taucht das Amt des Bruchmeisters bei den Schütz*innen in der Stadt Hannover auf. Die Schützenordnung besagt, dass die Schaffer „…befehligt seyn, zweene Brüchemeisters zu erwehlen, welcher Wahl sich niemand von unserer Bürgerschaft bey Vermeidung 5 Thaler Straffe wiedersetzten, noch das Ambt anzunehmen sich in einige Masse verweigern soll“.

Sie wachten über die Einhaltung von erlassenen Ordnungen (z. B. der Kleider-, Hochzeits- oder Eheordnung) und ahndeten deren Vergehen. Zu dieser Zeit wurden die Bruchmeister auch dafür eingesetzt, um Strafen für den Rat der Stadt einzuholen.

„Ledig, von gutem Charakter und unbescholten“

Dass diese Aufgabe durchaus anstrengend ist, hat man schon damals erkannt und bestimmte, dass die Bruchmeister ledig sein müssen, von gutem Charakter und Leumund und natürlich unbescholten. Nur wenn kein „Familienanhang“ den Dienst behindere, seien sie in der Lage, die Strapazen des Amtes zu meistern.

Kleiderordnung

Seit dem Jahr 1825 tragen die Bruchmeister auch die Städtischen Standarten (damals noch Fahnen) den vier Zügen des Ausmarsches voran. Im Jahre 1905 wurde die Kleiderordnung der Bruchmeister festgelegt. Seit dieser Zeit tragen sie einen schwarzen Cut, sowie einen schwarzen Zylinder mit einem Kleeblatt. Diese Kleiderordnung hat noch bis heute Bestand.

Heutige Aufgaben der Bruchmeister

Auch heute haben die Bruchmeister die traditionelle Aufgabe bei repräsentativen Veranstaltungen der Landeshauptstadt für Ordnung zu sorgen. Während ihres gesamten Amtsjahres stehen sie für städtische Repräsentationsaufgaben zur Verfügung. Schützenausmarsch, Bruchmeister-Rundgang, Bruchmeister-Aktion – auf die vier kommt schon während des Schützenfestes einiges zu. Doch auch außerhalb des Schützenfestes gibt es viele Veranstaltungen, auf denen auch die amtierenden Bruchmeister zu finden sind. Jeder Bruchmeister eines Jahrgangs hat eine spezielle Aufgabe. Es gibt einen Kassenwart, einen Pressesprecher und zwei Schreier. Für Einladungen bedanken sich die Bruchmeister mit einem traditionellen Spruch. Dieser wird von den Schreiern ausgerufen. 

Öffnung des Amtes für alle Geschlechter

Seit 2022 ist das Amt der Bruchmeister für alle Geschlechter geöffnet worden. Im Verwaltungsrat der Schützenstiftung wurde dem Vorstoß von Oberbrügermeister Belit Onay am 11. Februar 2022 mit großer Mehrheit zugestimmt. Diese Entscheidung gilt als wichtiges Zeichen für eine gelebte und bewegliche Schützentradition in Hannover.
Mit Vanessa Smorra, die den ersten Zug mit der weißen Standarte anführte, wurde 2022 die erste Bruchmeisterin neben ihren drei männlichen Kollegen Torsten Tegtmeier, Sebastian Witte und Julius Stamkort verpflichet. Im Jahr 2023 wurde eine paritätische Besetzung des Ehrenamtes vorgestellt.